Schlaubetal Kurier Nr. 5 Oktober 2020

30 Jahre Lebenshilfe Landkreis Oder Spree e.V.

Der Verein wollte eigentlich in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiern. Auf Grund der aktuellen Umstände, fallen die Feierlichkeiten aus.
Traurig ist man trotzdem nicht. Das Leben geht weiter und die Programme für Menschen mit Behinderungen können wieder angeboten werden. Ein Lichtblick für Katrin Plink, Geschäftsführerin der Lebenshilfe LOS e.V. Sie ist froh, wieder aktiv den Alltag für diese Menschen mitgestalten zu können.
„Die Monate seit März dieses Jahres waren eine Herausforderung für den Verein. Ein jeder musste Federn lassen." Über die finanziellen Einbußen schweigt Sie. Es herrscht Aufbruchstimmung im Verein. Katrin Plink ist froh, dass alle Bereiche wieder arbeiten. Sie meint „Holprig war es schon immer mal, aber wir haben es wieder geschafft. Jetzt wird nach vorne geblickt.“
Die Vorstandsvorsitzende Doris Keil ist froh eine Geschäftsführerin wie Katrin Plink zu haben. Nachgefragt warum Sie dieser Meinung ist, kommt prompt die Antwort: „Weil Katrin mit anpackt. Sie ist keine Business Lady, welche die Interessen des Vereins vertritt, sondern Sie betreut auch die Klienten während der Ferienfahrten; springt ein, wenn im Pflegedienst eine Kraft ausfällt oder hilft im ambulant betreuten Wohnen aus.“
Eine ungewöhnliche Frau, welche Frau Keil seit knapp einem viertel Jahrhundert kennt. Frau Plink hat einst, ihre Pflegekinder in der Frühförderung betreut. Entstanden ist daraus eine echte Freundschaft. Man ist ehrlich zueinander und spricht offen über Probleme.
Gemeinsam schauen Sie auf 30 Jahre Lebenshilfe LOS e.V. zurück und sind stolz auf Erreichtes, haben viele Visionen und sind optimistisch für die Zukunft.

Katrin Plink erzählt uns von Simone*, einer jungen Frau, welche Sie seit Beginn ihrer Tätigkeit im Verein begleitet. Das Verhältnis der Beiden ist innig. Sie vertrauen einander und Frau Plink lässt es sich nicht nehmen, ab und zu an den Veranstaltungen teilzunehmen, um die Entwicklung ihrer Schützlinge zu beobachten.
Kontaktschwierigkeiten hatte Simone als Kind keine. Steht Sie doch allem unvoreingenommen und offen gegenüber. Den ersten Kontakt zur Lebenshilfe hatte Simone im Alter von 2 Jahren. In der Frühförderung, dort wurden u.a. ihre motorischen Fähigkeiten gefördert. Eine Aufnahme in der Regelschule war nicht möglich, aber in der Pestalozzischule empfing man Simone mit offenen Armen. Ihre Freunde in der Nachbarschaft hatten zu dieser Zeit keine Probleme mit ihr. Gemeinsam spielten Sie in ihrer Freizeit. Erst zum Ende der Grundschulzeit änderte sich das Verhältnis zu ihren Spielkameraden.
Man schloss Simone aus, hatte keine Zeit mehr für Sie und ging ihr aus dem Weg. Eine schmerzliche Erfahrung, welche Simone mit Unterstützung ihrer Eltern, Lehrer und Betreuer aufarbeiten musste. Die Vielzahl der Angebote - auch für Kinder – brachte Sie wieder näher mit der Lebenshilfe zusammen. Tja und dann ging alles ganz schnell.
Simone beendete ihre Schulzeit und wechselte in die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Die Arbeitsbereiche sind vielschichtig und auf die Interessen und Möglichkeiten der Behinderten ausgerichtet. Die WfbM bietet ihre Leistungen für Gewerbe und Privatpersonen an und unterhält u.a. eine Holzwerkstatt, Großküche, Grünanlagenpflege, Nähwerkstatt, Wäscherei, …
Mit der Aufnahme in die Werkstatt, kamen viele neue Eindrücke und Herausforderungen auf Simone zu. Durch ihr positives Erscheinungsbild und ihre offene und ehrliche Art, hat Sie hier relativ schnell Anschluss gefunden. Mit der Arbeit, kam der Wunsch nach Unabhängigkeit vom Elternhaus.
Ein Wunsch, welche ihre Eltern akzeptierten und mit Hilfe der GeWi GmbH und der Lebenshilfe LOS e.V. umgesetzt wurde. Simone ist heute 32 Jahre und kennt die Lebenshilfe LOS e.V. in all ihren Facetten von klein auf. Sie ist in ihrem ganzen Wesen eine nette freundliche Erscheinung. Wenn man Simone fragt, wie es ihr geht, überlegt Sie nicht lang, fängt an zu strahlen und erzählt wie glücklich sie ist. Vor kurzem hat Sie mit ihrem Freund ihre erste gemeinsame Wohnung bezogen.
Sie ist sehr selbständig, geht in die Werkstatt für behinderte Menschen und verdient ihr eigenes Geld. In ihrer Freizeit trifft Sie sich mit Freunden. Sie kochen gemeinsam, basteln oder spielen Gesellschaftsspiele. Das regelmäßige Training in der Tanzgruppe ist ihr wichtig. Simone nimmt mit ihrem Partner an Tagesausflügen teil und einmal im Jahr reicht das Ersparte für eine 8 tägige Urlaubsfahrt.
Hinter all diesen Angeboten steckt die Lebenshilfe, welche sich auf die Fahnen geschrieben hat Menschen mit Behinderungen zu helfen.

Tja und wer denkt, Simone hätte nichts zu sagen, der irrt sich gewaltig. Simone hat eine Stimme und die setzt Sie ein. Es ist ihr wichtig von ihrem Umfeld ernst genommen zu werden. Simone ist der Tierschutz wichtig, Sonnenenergie, saubere Gewässer und grüne Wälder ebenso. Ein Dach über dem Kopf, Geld verdienen und Reisen, sich Wünsche und Träume erfüllen steht auch noch bei ihr auf dem Plan.
Es sind Wünsche und Bestrebungen, welche auch Menschen ohne Beeinträchtigung haben. Bei der letzten Bundestagswahl nutzte Sie die Möglichkeit des Wahlomat und wählte entsprechend dieses Ergebnisses ihre Partei.

Wir begegnen Simone auf Augenhöhe!

Katrin Plink
Geschäftsführerin der Lebenshilfe LOS e.V.

*Name geändert